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Gemeinsam für ein großes Ziel: Die Einradgruppen aus Gleißenberg und Chammünster trafen sich am Mittwoch zum Training am Burgstall.

 

 

Mit dem Einrad über Stock und Stein


Einradler bereiten sich auf deutsche Meisterschaften vor, die im Juli in Gleißenberg stattfinden

 

Von Melanie Haimerl


Gleißenberg. Was früher nur im Zirkus Platz gefunden hat, entwickelte sich zu einem Sport, bei dem man sich nun in nationalen und internationalen Meisterschaften misst. Die Rede ist vom Einradfahren – eine Sportart, mit der sich die Abteilung in Gleißenberg bereits international einen Namen gemacht hat. Am 4. und 5. Juli findet nun im Rahmen des 50-jährigen Gründungsfestes des Sportvereins Gleißenberg-Lixenried die deutsche Meisterschaft in Gleißenberg statt. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits auf Hochtouren. Die Chamer Zeitung durfte die Einradtruppe unter den beiden Abteilungsleiterinnen Gabriele Lang-Kröll und Diana Schreiner bei einem Training begleiten.
 

Je jünger, desto besser

 
Eines vorneweg für Anfänger: „Je eher man anfängt, desto besser“, so Lang-Kröll. Ein optimaler Einstieg wäre in der ersten oder zweiten Klasse. „Und man sollte Radfahren können“, ergänzt Schreiner. Denn das Treten ist auf dem Einrad Grundvoraussetzung. „Es gibt nämlich keinen Freilauf“, entkräftet Lang-Kröll damit ein weit verbreitetes Vorurteil. „Man bremst beim Abwärtsfahren quasi durch das Treten“, hört sich etwas skurril an, ist für die Fahrer aber sehr anstrengend. Darum ist vor allem das Kraft- und Ausdauertraining beim Einradfahren neben der Koordination des Gleichgewichts das A und O. „Wir haben bereits im Winter mit dem Krafttraining begonnen“, gab die erste Abteilungsleiterin einen Einblick in die Vorbereitungsphase. Vor allem die Muskulatur in den Beinen wird beim Fahren stark beansprucht. Lang Kröll erklärte, dass man gerade bei Fahrten im Gelände oftmals nicht im Sattel sitzt, sondern die Fahrten über Wurzeln und Steine mit den Beinen abfedert, während man sich mit einer Hand am Sattel festhält und mit der anderen das Gleichgewicht hält. „Dabei ist auch der komplette Rücken angespannt.“ Grundsätzlich unterscheidet man beim Einradfahren drei große Disziplinen:

• „Freestyle“: Diese Kategorie hat dabei große Ähnlichkeit mit dem Eiskunstlauf. Dabei werden verschiedene Tricks vorgeführte und Choreographien einstudiert. Sie gilt als die älteste Form des Einradfahrens.

• Rennen: Hier gibt es bezüglich der Weite unterschiedliche Kategorien. Man unterscheidet 100, 400, 800 Meter, zehn Kilometer oder Marathon-Rennen. Auch das Gegenteil, eine gewisse Distanz besonders langsam vorwärts oder rückwärts zu fahren, ist eine anspruchsvolle Disziplin.

• „MUni“: Eine Kategorie, in der man in der deutschen Meisterschaft im Juli antritt, ist das sogenannte „MUni“, eine Abkürzung für Mountain Unicycling. Diese Kategorie untergliedert sich in die Teildisziplinen „Cross Country“, „Uphill“, „Downhill“ und „Downhill Expert“ in denen die Fahrer bei der deutschen Meisterschaft an den Start gehen. „Das Interessante dabei ist, dass der Weg durch das Gelände geht“, erzählt Lang-Kröll. Beim „Downhill“ führt der Weg 2,2 Kilometer weit von der Althütte über den Burgstall bis nach Gleißenberg. Speziell beim „Downhill“ hat man noch eine schwierigere Variante ausgewählt: den „Downhill Expert“. Die 15 Zeitschnellsten können sich dafür bei der Meisterschaft qualifizieren. Beim „Uphill“ entschied man sich für eine „kurze, knackige“ steile Variante von 300 Metern bergauf in Gleißenberg. Die Strecke der Disziplin „Cross Country“ ist mit fünf Kilometern am längsten. „Bergauf, bergab, über Wiesen, Teerstraßen und durch Wälder“, beschreiben die beiden Abteilungsleiter, was hier die Herausforderungen sein werden. Der Weg führt dabei einmal rund ums Dorf. Um auch den Nachwuchs an diese Sportart heranzuführen und den Profis Gelegenheit zu geben, zeigen zu können, wie sie ihr Einrad beherrschen, gibt es am 4. Juli noch das „Gleißenberg Obstacle“. Bei diesem Hindernisparcours darf jeder mitmachen. Der „MUni“ ist übrigens die offenste Variante beim Einradfahren. Im Gegensatz zum „Freestyle“ und den Rennen ist hier die Reifengröße nicht vorgeschrieben. „Es darf jedoch keine Schaltung am Rad sein.“ Doch eine richtige Schutzausrüstung ist auch hier unentbehrlich. „Helm ist bei uns Pflicht“, lautet die Vorschrift. Wichtig sind auch Schienbeinschoner, gerade weil die Spikes in den Pedalen eine Verletzungsgefahr bergen, sowie Knie-, Hand- und teilweise sogar Ellbogenschützer und ein Rückenprotektor. Das Wichtigste ist eine gute Körperbeherrschung. „Und vieles ist auch reine Kopfsache“, erklärt Schreiner. Schön zu beobachten ist gerade bei den Anfängern der große Unterschied zwischen Jungen und Mädchen. „Die Mädels sind viel vorsichtiger und ruhiger“, so Lang-Kröll, während die Jungs eher temperamentvoller und stürmischer auf dem Einrad unterwegs sind. Auch das Training am Mittwoch begann mit einer kleinen Dehnungs- und Aufwärmphase, die von Benno Lang übernommen wurde. Gabriele Lang-Kröll freute sich, dass sich unter die Gleißenberger Gruppe auch Einradfahrer des FC Chammünster gemischt haben und sich so zusammen auf die Meisterschaft vorbereiten. Katharina Wittmann hatte mit ihren Fahrern vor kurzem die Strecke der Meisterschaft getestet und traf dabei zufällig auf die Einradfahrer um Lang-Kröll. Am Mittwoch verabredeten sie sich das erste Mal, um gemeinsam zu trainieren. „Miteinander macht‘s einfach auch mehr Spaß“, sind sich alle einig.
 

Gemeinschaftsleistung
 

„Downhill“ beim Burgstall stand dabei auf dem Programm. Während einige schon sehr sicher über Stock und Stein die Abfahrt wagten, übten die restlichen unter anderem auch das sichere Absteigen nach hinten. Das ist wichtig, um größere Verletzungen zu vermeiden. Langsam geht‘s in den Endspurt. Lang-Kröll freut sich, dass ihr bereits jetzt für dieses große Event viel Unterstützung zugesagt wurde. „Wir brauchen viele Streckenposten, und auch die Feuerwehren leisten ihren Beistand“, weiß sie das Entgegenkommen sehr zu schätzen. Und auch bürokratisch gibt es noch einiges zu erledigen. „Ohne die große Hilfe wäre das alles nicht möglich“, freut sie sich. Ein Vergelts Gott richtete sie auch an Landrat Franz Löffler, der die deutsche Meisterschaft beschirmt. Diese ist übrigens die erste, die der Einradverband Deutschland und der Bund Deutscher Radfahrer gemeinsam ausrichten.

Wer mehr über das Einradfahren erfahren möchte, kann sich natürlich an Gabriele Lang-Gröll, die beim SV Gleißenberg-Lixenried diese Abteilung etabliert hat, wenden. Infos gibt es auch im Internet: http://www.einradfahren.de oder www.einrad.pro/einradfahren-lernen

 

 

 

Uphill: Katharina Wittmann (rechts)
hilft Marlena beim Aufsteigen.
 

Die Meisterschaftsstrecke: Mit
Schwung geht’s den Waldhang hinab.
 

Benno Lang holte sich 2014 in Montreal
(Kanada) zwei Weltmeistertitel.

 

  

 

Gabriele Lang-Kröll (rechts) gibt hilfreichen Tipps beim "Downhill". Vor allem das richtige Absteigen nach hinten ist besonders wichtig.